„Ziel ist die systematische Stärkung der gezielten Förderung von Kindern durch einen offensiven Ausbau der Betreuungsplätze“ – Hinter diesem Bürokraten-Satz verbarg sich vor zehn Jahren ein hehres Ziel: Die Förderrichtlinie zur „Offenen Ganztagsschule“ (OGS) schuf 2003 die Rechtsgrundlage für eine gezielte Betreuung und Förderung von Kindern in der Grundschule. Mit dem Schuljahr 2005/2006 startete die OGS im Warsteiner Stadtgebiet. Zeit für eine Bestandsaufnahme: Im Schulausschuss gaben Gudrun Brandes und Irene Düring einen Einblick in die Situation der beiden OGS-Träger in Warstein. Eine Bilanz, die zeigte: Es herrscht großer Handlungsbedarf.
„Wir sind noch lange nicht da, wo wir hin möchten“, brachte es Gudrun Brandes als Vorsitzende des Forum Jugendarbeit auf den Punkt. In Belecke und Suttrop ist das Forum der Träger der OGS. „Neben Personalengpässen ist es vor allem die Zunahme schwieriger Kinder, die eine optimale Betreuung für jedes einzelne Kind erschwert“, berichtete Brandes weiter. Immer wieder träfe man auf Kinder, die eigentlich den größten Förderbedarf hätten und denen mit einer individuellen Förderung viel geholfen werden könnte, doch: „Die Zeit und auch das Geld fehlen schlicht und ergreifend.“ Gleichzeitig wächst der Bedarf an den OGS-Plätzen. „In Allagen ist die Nachfrage stark gestiegen, dort sind es jetzt 48 Kinder“, berichtete Irene Düring von der dort für die OGS-Trägerschaft zuständigen Diakonie Hochsauerland-Soest, „die Personaldecke kann nicht für den Anspruch reichen, der an die OGS gestellt wird und den wir auch erfüllen möchten.“ Die Arbeit unter zunehmendem Zeitdruck, um jeden Kind gerecht werden zu können, führen zu einem hohem Krankenstand, der sich kaum auffangen lässt. Zusätzliches Personal ist dann nicht nur eine Frage der Finanzierung, sondern muss auch erst einmal gefunden werden. „Die Fluktuation bei den Mitarbeiterinnen – denn es sind immer Frauen – ist unglaublich hoch“, berichteten Brandes und Düring. Das liege auch daran, dass die Stellen im OGS-Bereich nur als Teilzeitstellen vergeben werden. „Es sind nie mehr als 27-Stunden-Stellen. Sobald eine Mitarbeiterin dann die Chance auf eine Vollzeitstelle woanders hat, ist sie natürlich weg“, so Düring.
Den Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter, die mit den Kindern beispielsweise basteln oder lesen, könne man dabei nicht fest einplanen. „Das ist ein Zubrot, mehr nicht.“ Gudrun Brandes und Irene Düring warben bei den Ausschussmitglieder nachdrücklich für die OGS: 2machen Sie Werbung fürs Ehrenamt, sprechen Sie Vereine an. Es ist eine Arbeit, die sich lohnt.“
Von Anna Gemünd, WP, 18.5.2013