„Brr, das ist aber kalt“ – Der zehnjährige Kenny verzieht das Gesicht, als er hinaus in den kalten Wind tritt. „Gleich wird euch aber warm, wir gehen nämlich den Berg hoch“, verrät Revierförster Henning Harth Kenny und seinen Freunden aus der Offenen Ganztagsschule Belecke. Nicht nur den Hesenberg hinauf geht es heute, sondern gleich ganz tief in den Wald – Baum, Wald und Tier stehen heute auf dem Programm der Ferienbetreuung.
Henning Harth stapft voran, die ersten Jungs überholen ihn trotz des steilen Anstiegs schon nach wenigen Metern. „Die Kinder sind froh, wenn sie sich draußen so viel bewegen können“, verrät Betreuerin Silke Becker. Das Thema „Natur“ steht in diesen Ferien im Mittelpunkt aller Aktionen der OGS. Da passt ein Wandertag mit dem Revierförster wunderbar ins Bild. Und der hat auch gleich die erste Frage für die jungen Nachwuchsförster parat: „Wisst ihr denn, was das für ein Baum ist und woran man das erkennen kann?“ „An den Blättern!“, ruft die achtjährige Jana sofort, „aber die sind im Winter ja nicht da.“ Nicht nur Janas Blick zeugt von Ratslosigkeit. „Dann fasst doch mal die Rinde an“, hilft Henning Hart und macht es vor, „merkt ihr da einen Unterschied?“ Rissig die eine Rinde, glatt die andere – so lassen sich Eiche und Co. auch im Winter unterscheiden.
Die Nadelbäume erkennen alle Kinder sofort: „Die behalten ja ihre Nadeln.“ Nicht alle. Denn: „Es gibt einen Nadelbaum, der genau wie die Laubbäume ihr Laub abwerfen, seine Nadeln im Herbst verliert. Wisst ihr, wie der heißt?“ Große Augen starren den Revierförster an. Dann hat Kenny eine Idee: „Ist das nicht der, der genauso heißt wie ein Vogel? Irgendwas mit ‘L’“ Von der Lärche haben noch nicht alle Kinder gehört, neugierig schauen sie den kahlen Baum an.Henning Harth weiß, dass seine jungen Zuhörer heute oft erst in der Schule mit dem Wald und seinen Pflanzen und Lebewesen in Berührung kommen. „Die Kinder haben heute ja so vieles andere, was sie beschäftigt. Aber ich bin dann doch immer wieder überrascht, wie viel sie doch im Unterricht lernen und behalten.“ Wie Jana zum Beispiel. „Warum machen die Blätter der Bäume eigentlich frische Luft?“ will sie von dem Förster wissen. Eine Frage, die Henning Harth leicht beantworten kann. Nicht so die von Kenny. Der Zehnjährige will wissen, wie viele verschiedene Moose es gibt. Da muss selbst der Fachmann passen. „Das weiß ich nicht“, gibt Henning Harth zu, „das sind so viele, das ist eine Wissenschaft für sich.“
Lea und Emily haben unterdessen dicke Kieferzapfen gesammelt und halten sie dem Förster unter die Nase: „Was ist das?“ Auch Bucheckern und vertrocknete Buchenblätter finden sich nach und nach in den Händen und Taschen der jungen Naturforscher. Mit so vielen Schätzen und Eindrücken geht es langsam zurück Richtung Westerbergschule. Und kalt ist längst keinem mehr.
Anna Gemünd, WP 4.4.2013