
Der Jugendhilfeausschuss besuchte den Kinder- und Jugendtreff am Liobaweg, Dagmar Hanses MdL (unten rechts, 2.v.r.) schloss sich an.
Jugendhilfeausschuss kassiert Kürzungsvorschläge der Verwaltung.
Mit elf Ja- und einer Gegenstimme empfiehlt der Jugendhilfeausschuss dem Rat, für das zweite Kind einer Familie in einer Betreuungseinrichtung 25 Prozent des Beitrages zu verlangen, der für das erste Kind entrichtet wird. Bislang waren alle Geschwister, die zeitgleich eine Einrichtung besuchen, beitragsfrei. Das gilt jetzt ab dem 3. Kind. Für das leere Stadtsäckel bedeutet das eine Mehreinnahme von etwa 20 000 Euro.
Es blieb der für die Bürger einzige „negative“ Beschluss in der Sitzung, denn alle anderen Vorschläge wurden von der Ausschussmehrheit „kassiert“. Dazu hätte gehört, den Zuschuss für die Kinder- und Jugendtreffs am Liobaweg in Warstein und in Belecke zu senken. Doch das wurde abgelehnt, auch wenn Fachbereichsleiter Franz Wiese und Jugendamtsleiterin Jutta Heinert zuvor auf die Sparzwänge hingewiesen hatten, von denen der Jugendbereich nicht ausgeschlossen sei. „Glauben Sie nicht, dass es uns Freude macht, was wir hier mit Ihnen tun müssen“, betonte Jutta Heinert. Ausschussvorsitzende Elke Bertling (CDU) entgegnete, der Druck auf die Politiker sei sehr groß, aber gerade der Jugendhilfeausschuss sollte von seinem Recht Gebrauch machen, gehört zu werden: „Trotz der Möglichkeit, dass der Rat unsere Beschlüsse noch immer überstimmen kann“.
An anderer Stelle verschaffte sich die stellvertretende Bürgermeisterin Luft, als sie feststellte: „Ratsarbeit macht keinen Spaß mehr! Wir haben nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wir haben schon soviel eingespart bei den Gebäuden und beim Personal. Es geht nur noch um das Verwalten, aber nicht mehr um kreatives Arbeiten!“ Die Zustimmung des Ausschusses zu dieser Meinung war einhellig.
Gudrun Brandes vom Forum Jugendarbeit hatte für die Beibehaltung der freiwilligen Zuschüsse für die Treffs plädiert und die anderen Ausschussmitglieder überzeugt, die zu Beginn der Sitzung den Kinder- und Jugendtreff an seinem neuen Standort am Liobaweg besichtigt hatten. Und Sandra Gehrke als Vertreterin des BDKJ als einem Vertreter der freien Träger im Jugendhilfeausschuss warb später erfolgreich dafür, die Zuschüsse für die Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft nicht zu kürzen: „Die drei katholischen Kindertagesstätten im Stadtgebiet erhalten derzeit 18 300 Euro von der Stadt für ihre Arbeit. Wenn die katholische Kirche die Trägerschaft aufgibt und die Stadt muss sie übernehmen, dann kostet sie das jährlich 116 000 Euro!“ Ähnlich argumentierte Zachäus-Kindergartenleiterin Waltraud Tingelhoff für die evangelische Kirche. In der von ihr geleiteten Einrichtung in Belecke würden derzeit 46 Kinder betreut, verpflichtet sei sie nur für 40 Kinder. Elke Bertling: „Wir sollten die Zuschüsse auf keinen Fall aufgeben, sondern eher sogar noch mehr freie Träger finden, die die Stadt entlasten!“ WP, 23.11.2013