Seit einem Monat ist der Waldkindergarten im Bilsteintal in Betrieb „Im Wald da ist es wunderschön!“

„Huiiiii, das macht Spaaaaß“: Joshuar hat eine Menge Spaß beim Schaukeln, während Max ihm fleißig Anschwung gibt.
© Hannah Löseke

Hannah Löseke, Warsteiner Anzeiger, 5.9.2020

„Guck mal, ich habe Kuchen gebacken.“ Jonah hält Yvonne Bort eine kleines Pöttchen voll mit Waldboden unter die Nase. „Hmm“, sagt die und lächelt. „Der ist aber lecker.“ Mitten im verwunschenen Buchenwald, ganz oben im Wildpark neben dem Rotwild-Gehege, spielen die beiden – gemeinsam mit fünf anderen Kindern und zwei weiteren Erzieherinnen. Schon seit einem Monat hat der Waldkindergarten hier nämlich sein Domizil gefunden.

„Es läuft echt gut“, weiß Yvonne Bort, die den Kindergarten leitet. Noch sind sie mitten in der Eingewöhnung, die funktioniert problemlos und (fast) ohne Tränchen: Schon in der ersten Woche, vier Tage nach dem Start, sind die Kinder ganz ohne Eltern mit ihren Erzieherinnen Yvonne Bort, Magdalena Kotzur und Bettina Grawe spazieren gegangen. In der zweiten Woche haben sie dieses Stück Buchenwald entdeckt, seitdem sind sie jeden Tag hier. Und hier erleben sie Abenteuer wie in Bullerbü.

Von den zwölf Kindern, die den Waldkindergarten eigentlich schon besuchen, sind heute allerdings nur sechs da. Urlaub und Erkältung fordern ihren Tribut. Dafür hat Ajra aber ihren Papa dabei, heute ist schließlich erst ihr zweiter Tag. „Wir haben endlich ein Mädchen“, schmunzelt Yvonne Bort. Im August war’s hier nämlich noch eine reine Jungsgruppe. In ihren ersten zwei Tagen hat Ajra Jonah, Johannes, Joshuar, Max und Dahkaz schon richtig um den Finger gewickelt. „Die Jungs freuen sich richtig, dass jetzt ein Mädchen da ist.“ Im Laufe des Jahres bekommt Ajra aber auch noch weibliche Unterstützung.

„Huiiiii! Das macht Spaaaaß!“ Joshi ist selig: Er schaukelt und schaukelt und schaukelt, und Max gibt ihm ordentlich Anschwung. Dabei wackelt es auch so lustig, die Schaukel hängt nämlich an einem stabilen Buchenast, der beim Hin und Her immer ein bisschen mitschwingt. „Die haben wir selbst gebaut“, erklärt Bettina Grawe. Zusammen mit den Kindern haben die Erzieherinnen den dicken Ast abgesägt, ein Seil darum geschlungen und in den Baum gehängt. „Das ist unser Schatz, den hüten wir“, sagt Yvonne Bort grinsend. Deshalb bauen sie ihren Schatz auch jeden Tag wieder ab und nehmen ihn mit zurück in ihr Häuschen neben der Waldwirtschaft. „Da müssen die Kinder helfen“, ergänzt Magdalena Kotzur. „Das können wir nicht alleine.“ Also kommen sie auf die Schultern und wickeln das Seil ab.

Ein paar Meter weiter haben die Kleinen auch schon ein Tipi aus Stöcken aufgebaut, weiter vorne steht ein selbstaufgeschichtetes Waldsofa. „Das Tipi hatte schon Sturmschaden“, weiß Magdalena Kotzur. „Das bauen wir aber immer wieder auf.“ Dabei seien die Kinder immer ganz eifrig. Eine Tür wollten sie auch schon reinbauen – aber die Erzieherin grinst: „Das konnten wir dann doch nicht.“

Den Schaden gab’s letzte Woche Mittwoch, als Sturmtief Kirsten durchs Land gefegt ist. Da waren die Waldkinder natürlich nicht oben zwischen den Buchen, sondern haben nur den Wildschweinen und dem Sikawild unten im Tal „Hallo!“ gesagt, eine kleine Sporteinheit eingelegt und dann in ihrem kleinen Häuschen Windfänge aus einer Tüte und einer Schnur gebastelt. „Wir sind ja hier sehr nachhaltig“, schmunzelt Magdalena Kotzur mit Blick auf so einfaches Material.

Gerade ist aber die „Rutsche“ spannender – zumindest für Dahkaz, Johannes, Jonah und Ajra: An einem steilen Stückchen Hang rutschen die vier den Waldboden runter. Das mussten die aber auch erst lernen, erzählen ihre Erzieherinnen – einfach das nutzen, was da ist. Und dabei dreckig machen. Am Anfang war ein schmutziges Händchen noch ein kleines Kataströphchen, mittlerweile nehmen sie Dreck fast gar nicht mehr wahr: An Johannes’ Jacke klebt ordentlich Waldboden, Dahkaz’ Gesicht sieht ebenfalls gut aus. Und beide haben da überhaupt gar kein Problem mit. „Das werden richtige Outdoorkinder“, grinst Bettina Grawe.

Aber wer jetzt denkt, dass das Abenteuer erst oben im Buchenwald beginnt, der irrt: Schon der Weg dorthin ist ein wahres Erlebnis. Wenn’s morgens losgeht, dann liegt es an den Kindern, zu entscheiden, wo es lang geht. Am liebsten durch die Luchsschlucht: „Das ist unser Kletterwald“, erzählt Yvonne Bort. „Den lieben die total.“

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