So oft es geht hinaus in den Schnee

Notbetreuungs-Kinder genießen Wintereinbruch im Waldkindergarten

Warsteiner Anzeiger, R. Großelohmann, 12.2.2021

Drei Tage war Ruhe im Waldkindergarten. Der viele Schnee hatte auch der Notbetreuung den Garaus gemacht. Der Weg ins tief verschneite Bilsteintal war selbst für die Eltern, die die Notbetreuung dringend für sich benötigten, zu extrem. Sie mussten kapitulieren. Am gestrigen Donnerstag fanden Felix, Ben und Max aber wieder den Weg ins Tal und so öffneten sich die Türen des Kindergartens wieder. Oder besser ging es nach der Ankunft gleich wieder zur Tür hinaus in den wunderbaren Schnee.

Im August hat der Waldkindergarten im Bilsteintal seine Arbeit aufgenommen. Seither haben 23 Jungen und Mädchen, die von ihren Eltern für dieses neue und in der Stadt Warstein bisher einzigartige Projekt des Trägers „forum jugendarbeit“ angemeldet worden waren, schon eine Menge erlebt. Zumeist unter freiem Himmel oder zwischen dicken Bäumen, die im Bilsteintal in reizvoller Umgebung zu finden sind. Dabei haben die Kinder nur ab und zu ein Dach über dem Kopf. Entweder in ihrem Holzhäuschen, dem früheren
Kiosk an der Waldwirtschaft, der zu einer Kita umgerüstet und aufgehübscht wurde. Oder sie nutzen den Saal der Jugendherberge, wenn Wind und Wetter ein Aufenthalt im Freien nicht zulassen.

Natürlich war auch der Waldkindergarten vom Lockdown betroffen. Wie in allen Kitas der Stadt wurde aber auch im Waldkindergarten eine Notbetreuung von Leiterin Yvonne Bort organisiert. Mit ihr zusammen kümmern sich die Erzieherinnen Magdalena Kotzur und Bettina Grawe um die Kinder. Bis Ostern werden sie zudem durch Lennart Limbach unterstützt, der im Rahmen eines Dualen Studiums Einblicke in die Kita-Arbeit nimmt.

Viele Wetterkapriolen haben die Jungen und Mädchen schon erlebt und tapfer weggesteckt. Nun dürfen zumindest die Kinder aus der Notbetreuung auch den Wintereinbruch erleben. Bereits beim ersten Schnee im Januar war die Begeisterung groß. „Die Kinder waren total happy“, schilderte Magdalena Kotzur, die sich nach vielen Jahren
Arbeit in einer Regeleinrichtung gar nicht mehr vorstellen kann, wie es ohne die intensive
Nähe zur Natur für Kinder und Erzieher ist. Die Kinder hätten begeistert im Schnee getobt und seien mit den „Popo-Rutschern“ die Piste hoch gekraxelt, um die Abfahrt zu genießen.

Anmeldungen noch möglich

Der Wintereinbruch ist trotzdem halb so schlimm für die Kinder. Die Holzhütte wird mit Hilfe von mehreren Infrarotstrahlern unter der Decke gut geheizt. „Wir gehen nach einer Stunde immer wieder zum Aufwärmen rein“, schilderte Magdalena Kotzur. Natürlich müsse man gerade bei Kindern auf das regelmäßige Aufwärmen achten. In Schneeanzügen könnten sie dem Wetter aber trotzen. Und: „Wenn sie draußen sind, ist es für sie traumhaft“.

Das hat auch Gudrun Brandes beobachtet, die beim „forum jugendarbeit“ als Träger der Einrichtung für den Waldkindergarten verantwortlich zeichnet. Sie freut sich über gute Anmeldezahlen für das nächste Kindergartenjahr. 18 Plätze seien bislang vergeben. „Ein paar Kinder können gerne noch kommen“, sagt sie. Wer für sein Kind interessiert ist, sollte sich ans Jugendamt der Stadt Warstein wenden. Maximal 25 Jungen und Mädchen
sind auch im Waldkindergarten in einer Gruppe möglich.

Damit sind die Parallelen zu einer herkömmlichen Kita aber schon erschöpft – zumindest was den äußeren Rahmen der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen angeht. Nirgendwo
sonst hat die Natur einen so großen Einfluss auf dem Tagesablauf. Und derzeit werden
eben Kälte und Schnee genossen, ob zum Toben im Freien oder anschließend zum Aufwärmen an der Heizung.

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