Platz für 25 Kinder – Konzept steht
Im September des vergangenen Jahres stand die Idee eines Waldkindergartens noch im Anfangsstadium, heute ist man seitens der Stadt Warstein schon einige Schritte weiter: Das Konzept steht, der Träger und auch der endgültige Standort sind gefunden.
„Das Haus Victoria im Bilsteintal als Standort wurde verworfen“, gab Jörg Lewe, Jugendamtsleiter, im Zuge der Sitzung des Jugendhilfeausschusses bekannt. Das Haus weise erhebliche Defizite in Bereichen wie beispielsweise Brandschutz auf und scheide folglich als potenzieller Standort für den Waldkindergarten aus.
An dieser Stelle knüpfte Gudrun Brandes vom Forum Jugendarbeit an und stellte das ausgearbeitete Konzept vor, das sich aus Sicht der Verwaltung als einziges tragbares Konzept erwies: „Der Waldkindergarten stammt aus Skandinavien, ein Kindergarten ohne Dach und Wände, woraus sich auch die Pädagogik erschließt“, begann Brandes ihren Vortrag. Die Kinder sollen sich nur im Bilsteintal und im Außenbereich des eigentlichen „Spot-Bereiches“ aufhalten. Nur bei schlechten Wetterverhältnissen wird in den Gruppenraum im Kiosk, auf den Dachboden der Jugendherberge oder in die Waldwirtschaft ausgewichen.
Da die Ausbaukapazitäten der bestehenden KiTas nahezu ausgeschöpft sind, soll der Waldkindergarten mit einem Angebot von 25 Plätzen den Betreuungsbedarf auffangen. Denn dieser steige und das entgegen der vorherigen Prognosen von IT-NRW.
Die Gruppe, die zunächst mit 25
Kindern über 3 Jahren mit einem maximalen wöchentlichen
Betreuungsumfang von 35 Stunden beginnen soll, könnte mittelfristig auch
noch um eine weitere Gruppe erweitert werden – auch für U3-Kinder,
sofern ein notwendiger Ruheraum und eine Küche vorhanden sind.
Vorgesehen sind zwei pädagogische Fachkräfte und eine Ergänzungskraft.
Und wie sieht ein Tagesablauf in einem Waldkindergarten genau aus?
Gestartet wird täglich am Kiosk, der Gruppenraum, der Platz für einen
großen Stuhlkreis bieten würde. Mit dem Bollerwagen geht es dann
gemeinsam ins Bilsteintal, das aufgrund seiner vielfältigen Facetten,
einen idealen Standort darstellt. Im Wald finden freie und gelenkte
Angebote statt, und der gesamte Vormittag wird dort verbracht. Wichtig
hier sind die individuell auf den Waldkindergarten angepassten Regeln:
Immer in Seh- und Hörweite bleiben, nur das eigene Frühstück essen
oder „ich bin nur ein Waldbesucher“. Auch eine Abschlussrunde findet im
Wald statt. Und was ist, wenn ein Kind mal zur Toilette muss? „Wir
finden Pippi-Bäume, das lernen die Kinder automatisch“, so ein
Erfahrungsbericht.
In Kooperation mit dem Bilsteintal-Team können
die Kinder auch in die tägliche Tierpflege mit einbezogen werden und
Aufgaben übernehmen.
Die Spiel- und Lernanlässe müssen nicht
künstlich geschaffen werden, sodass das Spielen in der Natur die
Stärkung der Lebenskompetenz und die Ausbildung der Motorik fördert. Da
stimmen auch viele Eltern zu, wie eine kürzlich durchgeführte
Befragung zeigte: Von 246 Teilnehmern zeigten 100 Interesse an einem
Waldkindergarten, lediglich 46 gaben an, das Konzept für sich nicht zu
befürworten.
Dass das Forum Jugendarbeit den „perfekten“ Träger
darstellt, bewies nicht bloß das tadellose Konzept, sondern auch
zahlreiche andere Qualifikationen: Auch das 13plus Projekt des Europa-
Gymnasiums, die Offenen Ganztagsschulen zweier Grundschulen und auch die
Kinder- und Jugendtreffs in Warstein und Belecke werden vom Forum
Jugendarbeit getragen. Seit 33 Jahren ist der Träger von Angeboten der
freien Jugendhilfe in Warstein tätig.
Der finanzielle Aufwand ohne
Berechnung der Elternbeiträge stellt sich wie folgt dar: Nach Abzug der
KiBiz- Pauschale (177 648 Euro) und der Landesmittel (71059 Euro) ergibt
sich ein Anteil von 106 588 Euro für die Stadt Warstein.
Warsteiner Anzeiger, 12.3.2020