Immer mehr Flüchtlingskinder in Jugendtreffs

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Der Jugendtreff „Oase“ in Belecke gehört zu den Einrichtungen, der bei der Integration von Flüchtlingskindern eine Rolle zukommt. Die offene Jugendarbeit wird wichtiger, glauben Pädagogen.

Offene Jugendarbeit mit interkulturellen Angeboten bedeutend für Integration. Betreuung wandelt sich
von: Jonas Erlenkämper  WP, 12.3.2016

Über das Vokabular haben sie sich schon Gedanken gemacht. „Flüchtlinge“, dieses Wort nehmen sie in manchen Jugendzentren nicht mehr in den Mund. Lieber sprechen sie von „Nachbarn“, im Gegensatz zu den „Stammbesuchern“. Was manchen wie politisch überkorrekte Wortklauberei erscheinen mag, steht für einen Wandel in den Jugendzentren: Immer mehr junge Flüchtlinge besuchen die Treffs – und die reagieren mit erweiterten Angeboten auf die neue Klientel.

Statistisch spielen die neuen „Nachbarn“ noch keine große Rolle, wie aus Zahlen hervorgeht, die das Forum Jugendarbeit als Träger am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss präsentierte. So stammten 2015 knapp die Hälfte der regelmäßigen Besucher des Kindertreffs „Lollipop“ aus Deutschland, eine zweite große Gruppe machten Spätaussiedler aus Russland und Kasachstan aus. Doch unter den im Durchschnitt 18 Gästen, die an den Öffnungstagen Dienstag bis Donnerstag kommen, sind mittlerweile auch Flüchtlinge auf der Suche nach Beschäftigung und Anschluss. „Gerade im Rahmen der Flüchtlingsarbeit wird sich zeigen, wie wichtig die offene Kinder- und Jugendarbeit ist“, sagt Olga Tropmann vom Forum. „In den vergangenen Jahren ist die oft totgesagt worden.“

Auch die Stadt weiß um die Bedeutung, die den Jugendtreffs bei der Integration zukommt. „Die offene Jugendarbeit ist eine besondere Form. Die Kinder und Jugendlichen kommen und gehen, wann sie wollen, haben aber dennoch feste Ansprechpartner in den Einrichtungen“, sagt die scheidende Jugendamtsleiterin Jutta Heinert. Obwohl die Finanzmittel in den vergangenen Jahren nicht erhöht worden seien, leisteten die Verantwortlichen gleichbleibend gute Arbeit.

In der „Oase“ haben sie mit den Schülern und Azubis schon syrisch und deutsch gekocht und ein Tischtennis-Turnier mit mehreren Flüchtlingen veranstaltet. In der Belecker Einrichtung arbeitet ein Praktikant mit syrischen Wurzeln, der sich auch um die neuen Besucher kümmert. Neben diesen speziellen Angeboten sollen die Flüchtlinge auch von den etablierten Konzepten profitieren. „Wir unterstützen die Jugendlichen beim Bewerbungsschreiben und machen ganz viele sportliche Angebote“, sagt Oase-Leiterin Claudia Hane-Dumschat. „Wir versuchen, das Selbstwertgefühl zu stärken und soziale Kompetenzen zu fördern.“

Migrantenanteil ist ohnehin hoch

15 bis 20 Besucher kommen durchschnittlich pro Tag. Die meisten sind Förder- oder Hauptschüler, „viele mit Migrationshintergrund“. Unter den Gästen sind nur wenige Gymnasiasten. Auch im Lollipop ist das Bild ähnlich: Drei Prozent der regelmäßigen Besucher sind Gymnasiasten, 26 Prozent entstammen der Hauptschule, neun Prozent sind Förderschüler, 14 Realschüler. Einen großen Anteil machen Westerberg-Grundschüler aus – 35 Prozent.

Die Bemühungen sind der Verwaltung nicht verborgen geblieben. Heinert: „Danke dafür.“

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